2104 OASE IM FELD
Von einer neuen Grünen Urbanität
ADRESSE:
A- 8073 Feldkirchen bei Graz – Quartier Abtissendorf
AUFTRAGGEBER:
Österreichisches Siedlungswerk
ÖSW Wohnbauträger GmbH
FBG Alpha Projektentwicklungs GmbH
Genea Immobilien GmbH
PLANUNG:
Freimüller Söllinger Architektur ZT GmbH
Studio Vlay Streeruwitz
DnD Landschaftsplanung ZT GmbH
2021 geladener, städtebaulicher Wettbewerb
MITARBEIT:
Mustafa Karadzic
Lineare Strukturkorridore umrahmt vom weiten Horizont
Die Struktur der Mobilität hat innerhalb der diffusen Besiedelungsstruktur ein Archipel an Entwicklungsinseln entstehen lassen. Das Umfeld der S-Bahnstationen zieht magnetisch unterschiedliche Entwicklungen an. Die Ost-West-Beziehung spannt den Bogen zwischen naturnahen, kleinteilig geprägten Räumen und großen artifiziellen Implantaten – ein den Ort prägendes Spektrum gegensätzlicher Destinationen. Mit in Zukunft weiterer baulicher Entwicklungen eröffnet sich das Potenzial einer großräumigen Längsdurchwegung als Slowmotion-Achse zwischen Schnellbahn und Bundesstraße. Gestärkt wir dieser Trend vom perspektivischen Ausbau einer möglichen Flughafen City und des potenziellen Koralmbahnhofs. In diesem Entwicklungsfeld können Antworten auf aktuelle Fragen der Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten in Agglomerationsgebieten gefunden werden. Zwischen Mur Auen, Dorfstraße und Freizeit-Nachnutzungslandschaften entsteht somit eine neuartige räumliche Qualität, die sich von der Autobahnabfahrt am Ortszentrum Feldkirchen bis zum Flughafen zieht.
Schollenoase im offenen Feld
Innerhalb des exponierten Feldes bilden Waldinseln intensive Lebensräume mit höherer Artenvielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt. Als siedlungsgeschichtliches Pendant dazu können die historischen Dorfinseln als Verdichtungskerne gesehen werden. Die Konfiguration von schollenförmigen Baufeldern schafft einen fließenden Binnenraum, in dem sich die Oase entwickeln kann – geschützt und offen zugleich. Die richtungsoffenen Schollen ermöglichen Durchlässigkeit und Anknüpfungspunkte und bieten Ausblicke in die Weite des Grazer Feldes vom Schöckl bis zum Wildoner Berg. Die grüne Oase tritt im Osten in einem Freiraumdialog mit den anbrandenden Feldern und öffnet sich mit ihren Klima-Kapillaren einladend zur Straße.
Komprimiertes Feld starker Typen / Gut aufgestellt
Der atmosphärische Kontrapunkt der Oase wird durch die Typologie der Scholle sowohl räumlich als programmatisch ergänzt. Durch die nutzungsoffene Joker-Scholle wird eine maximale Vielfalt erzeugt. Es entsteht eine neue grüne Urbanität in einer saftigen Oasenlandschaft. Ergänzt wird die fließende Bewegung durch das „anbranden“ des Freiraums an die Schollensockel. Die typologische Ausdifferenzierung der Baufelder kann flexibel auf zukünftige bauliche und programmatische Entwicklungen in der Nachbarschaft reagieren. Zwei „exzentrische Anker“ im Norden (Schule) und Süden (Park-Haus) fördern die Gemeinschaftsbildung und aktivieren den Binnenraum. 14 ergänzende Hotspots setzen gleichmäßig akupunkturelle Interventionen in der Oase mit den Fokusbereichen Sport, Gemeinschaft, Arbeit und Garteln.
Jokerschollen
Die Jokerschollen verfügen über eine inhärente typologische Intelligenz, sodass sich die Häuser individuell den programmatischen Anforderungen anpassen und sich bautypologisch entsprechend ausdifferenzieren können. Die durchschnittliche Gebäudehöhe von 4 Geschossen kann im Entwurfsprozess durch typologisches Umschichten variiert werden und ermöglicht autarke Objektkonfigurationen. Vom reinen Wohnbau bis zum sortenreinen Headquarter-Gebäude kommt so jede Scholle zu ihrer eigenen Aura.
Repräsentative Silhouette und einladende Offenheit zur Flughafen City
Zur Nebenfahrbahn bleibt die Schollenoase durchlässig. Vertikal begrünte Klimakapillaren absorbieren den Schall und schaffen gleichzeitig eine einladende Offenheit. In den Obergeschossen zeigen unterschiedliche typologische Ansätze wie Emissionsschutz einen Mehrwert für die Nutzer*innen schaffen kann.