1816_GRÜNE SAITE
MEHR ALS EINE STRAßE!
Leitbild & Testplanung Aspern
ADRESSE:
A-1220 Wien, Seestadt Aspern
AUFTRAGGEBER:
Wien 3420 aspern Development AG
PROJEKTPARTNER:
DnD Landschaftsplanung
Mikroklima-Simulation: Rheologic GmbH
ZEIT:
2018-2021
PROJEKTDATEN:
BGF: 250.000 m²
MITARBEIT:
Martin Gropper, Anna Sergeeva, Milan Krajger, Claudio Anderwald
Im städtebaulichen Neuland, wie es aspern Seestadt und ihre zukünftigen Straßenzüge sind, können Grenzen aufgebrochen und Visionen umgesetzt werden. Mit der Grünen Saite wird eine solche Vision Realität. Sie ist der Prototyp einer Straße, wie sie sein sollte: Eine durchgehende Dreiteilung des Straßenquerschnitts bietet zusätzlich zur Mischverkehrsfläche entlang des gesamten Straßenzuges auch eine Grünzone und ein Spielband. Die Straße ist damit nicht nur Verkehrsweg, sondern auch ein wesentliches Grünvolumen im urbanen Raum. Dem Leitkonzept von Johannes Tovatt folgend wurde die Aufgabenstellung der Auftraggeberin Wien 3420 ernst genommen und konnte am Puls der Zeit sowie nach aktuellstem Wissensstand der klimaresilienten Planung umgesetzt werden.
EINE VISION WIRD REALITÄT
Die Grüne Saite ist eine Abfolge begrünter Freiräume und steht in direkter Beziehung zum Grünen Gürtel, der aspern Seestadt umrahmt. Damit gibt es ein großzügiges und gut vernetztes Angebot an Grünräumen, wodurch die unterschiedlichen Wohnräume miteinander verknüpft werden. Gleichzeitig entsteht ein erweiterter Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte. Die Grüne Saite ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen, klimaresilienten Stadt. Mit diesem Straßenzug kann etwas Neues, Konkretes und Erlebbares geschaffen werden. Die vorliegende Planung darf daher als Vorlage verstanden werden – als prototypische Ausführung einer klimaresilienten Straße der Zukunft.
ZWILLINGSPLÄTZE – TREFFPUNKT DER IDENTITÄTEN
Als übergeordneter Straßenzug hebt sich die Rote Saite klar von der Grünen Saite ab. Die Rote Saite zieht sich als urbane Hauptverkehrsachse geradlinig von Norden nach Süden, während sich die Grüne Saite bogenförmig, fast organisch in die Quartiere legt. Rote und Grüne Saite sind indirekt durch ein Netz an Straßenzügen miteinander verbunden, an einer Stelle queren sie direkt. An diesem Knotenpunkt ragen die großkronigen Bäume der Grünen Saite optisch in die Rote Saite. Die Grundstruktur der Grünen Saite grenzt damit unmittelbar an die Rote Saite an. Zusätzlich verdeutlichen die zurückgerückten und begrünten Sockel den Kontrast zur stark konzeptionellen Gestaltung der Roten Saite.
GRÜNER BOGEN IM URBANEN KONTEXT
Als naturnah gestalteter, grüner Bogen zieht sich die Grüne Saite durch die Seestadt und strahlt mit ihrer Grünwirkung in alle Seitengassen und Höfe aus. An einer Stelle kreuzt sie die Rote Saite, welche als zentraler Stadtraum von Norden nach Süden und bis zum Seepark verläuft.
In der Planung der Grünen Saite wird die übliche Betrachtungsweise umgedreht. Nicht die umgebenden Baukörper, sondern die Grünkubatur ist entscheidend. Das Bauvolumen ordnet sich den Anforderungen des Grünraums unter. Also wurden Grundstücksgrenzen und Gebäudekanten so festgelegt, dass möglichst viel Luft- und Lichtraum für einen angenehmen Aufenthalt im Außenraum vorhanden ist. Der Blick in den Himmel wird von nach hinten versetzten Gebäudefluchten frei, ein schmaler Streifen am privaten Baufeld macht Platz für bodengebundene Fassadenbegrünung. So wird ein maximaler Deckungsgrad der Begrünung und die größte Dichte an klimaresilienten Komponenten auf der Straße erreicht.
Der Straßenquerschnitt setzt sich im Regelfall aus einem Grünstreifen, der Mischverkehrsfläche und Spielband zusammen. Die Lage orientiert sich nach dem Lichteinfall, indem das Spielband beschattet und die Grünfläche besonnt ist. Während im Grünstreifen Gestaltungs- und Versickerungsflächen sowie Bäume zur Beschattung situiert werden können, bietet das Spielband Aufenthaltsqualitäten mit Spielpunkten zum Bewegen, Spielen und Treffen.
Die Grüne Saite weitet sich an zwei Stellen auf – die Pocket Parks. Die Pocket Parks dienen der nachbarschaftlichen Erhohlung und sind als Naturwiesen mit Wasserspielen und Bäumen gestaltet. Sie breiten sich über die Straßenzüge hinaus aus und sind daher von weitem sichtbar.
Parallel zur Sonnenallee und Grünen Saite verläuft eine Sichtachse, bestehend aus Öffnungen und eingeschossigen Impulsräumen. Die Öffnungen sind als Schwellenräume in die privaten Wohnhöfe ausgebildet. Jeder Hof hat zu den Quartierswegen eine Öffnung und gegenüberliegend eine eingeschossige Bebauung (Impulsraum) mit einer Sondernutzung sowie einem intensiv begrünten Dach. Die Öffnungen und Höhenstaffelung dienen auch dem Lichteintrag und der Durchlüftung der Innenhöfe.